das team
truman peyote
cnotime

31. Dezember 2015

zwanzigfünfzehn

Was für ein Jahr.
Es fällt mir schwer einen sinnvollen Anfang dieses Artikels zu finden.

Eigentlich war 2015 ein beschissenes Jahr. Ich hatte gerade mal Sex mit einer Person, habe zwei Personen geküsst, aber dafür habe ich eine Unsumme für Drogen ausgegeben und meinen Inneren Organen einen Haufen Arbeit gebracht. Im Prinzip bin ich nicht stolz, auf das was ich getan habe, aber ich schaue gerne zurück auf die dunklen Phasen, die sich teils so schnell und tief aufgetan haben, ohne mir eine andere Gelegenheit zu geben, als mitzurutschen.

Zu Beginn des Jahres entdeckte ich Research Benzodiazepine für mich. Das sind Benzodiazepine, die minimal in ihrer chemischen Struktur verändert wurden und deshalb völlig legal im Internet käuflich sind. Der Rausch von Benzodiazepinen besteht darin, dass es dir das Gefühl gibt, alles sei in Ordnung, außerdem kann man nach der Einnahme prima schlafen. Ich wusste, dass diese Mittel ein unglaublich hohes Suchtpotential mit sich bringen, dachte jedoch, dass es kontrollierbar sein müsste. Außerdem hatte ich ja eh nur 25 Tabletten bestellt. 
Als Mensch, der sich abends stundenlang im Bett mit Grübeln und Selbstzweifeln quält, statt einzuschlafen, verliebt man sich direkt Hals über Kopf in Benzos. So kam es, dass ich nach zwei Wochen mein Tablettenpäckchen suchte, in dem nach meiner Rechnung noch etwa 5-7 Stück verblieben sein müssten und ins Nachdenken kam, als noch eine Tablette übrig war und ich mich nicht an den Konsum des Rests erinnern konnte.

Einige Monate später gab es eine Gelegenheit an spottbilliges GBL zu kommen. Gamma-Butyrolacton ist eine Droge die in dieselbe Richtung wie Benzodiazepine wirkt, man wird schläfrig, ein bisschen betrunken und alles ist einem egal. Ich kaufte einige hundert Milliliter und konnte zuschauen, wie sich das Gefäß in den Abendstunden Tropfen für Tropfen leerte.
In dieser Zeit ging ich kaum an die Uni, wenn es Pflichttermine gab, war ich morgens meistens noch so betäubt, dass ich in den Vorlesungen nichts mitbekam und standen Praktika an, so wurde es nahezu normal und Vorraussetzung, davor ein Stimulanz (etwa ein Amphetamin oder Ritalin) zu konsumieren, um geistig auf der Höhe zu sein.

Der nächste Schritt, der mich fast ein wenig depressiv macht, ist, dass ich irgendwann die Entscheidung getroffen habe, mich vom "sexuellen Markt" zu nehmen. In meinem Kopf hat sich eine Denkweise breit gemacht, die mir suggeriert, ich sei durch meine temporären Süchte nicht attraktiv für Frauen. Das Doofe ist, dass das nicht nur ein Hirngespinst ist. Habe ich am Abend Downer eingenommen, fällt es mir wesentlich schwerer am nächsten Tag mit Frauen zu flirten. Ich meide es sogar, weil ich merke, dass aufgrund der noch leicht vorhandenen Sedierung, keine spontanen Einfälle zur Beantwortung von Flirts möglich sind.

Die Krönung und wie mir 2015 in Erinnerung bleiben wird, lässt sich am besten durch eine kleine Weihnachtsgeschichte erzählen.
Am 23. Dezember hatte zum ersten Mal in meinem Leben Ketamin. Um Weihnachten ein bisschen zu feiern, hatte ich mir außerdem ein Gramm Kokain erworben. So begann am 23. ein Koksgelage, das Abends mit einer elefantenbetäubenden Menge Ketamin beendet wurde.
Am 24. Dezember wachte ich auf und mir fiel auf, dass noch etwas Kokain übrig war. So gab es an Heilig Abend noch eine Nase Kokain zum Frühstück. Als ich abends mit meiner Familie feierte, verließ ich jede Stunde das Wohnzimmer, um eine Nase zu ziehen, zu masturbieren und danach einen Joint zu rauchen. Das Ketamin lag verlockend auf dem Nachttisch, blieb jedoch an diesem Abend unangetastet.
Am 25. Dezember nahm ich mir vor, ein wenig zu Entgiften und trank über den ganzen Tag verteilt 4 Liter Wasser. Abends schien es mir eine gute Idee Ketamin zu nehmen.
Am 27. Dezember hatte ich schlechte Laune und beim Durchsuchen meines Vorrats stolperte ich über 4 Milligram Clonazepam, 10 Milligram Valium und einen halben Milligramm Alprazolam. Allzuviel weiß ich nicht mehr von dem Tag, außer dass ich eine Freundin geküsst habe und die Folgen des Kusses bis jetzt absolut nicht abschätzen kann. Es ist ein beschissenes Gefühl, wenn dir eine Erinnerung fehlt und du weißt, dass sie definitiv nicht zurückkommen wird. Vorallem, wenn niemand dir angemerkt haben könnte, dass du momentan eine Rauschdosis Benzodiazepine und Alkohol im Blut hast, die bei Menschen ohne Toleranz instantan in einer Atemlähmung endet.

2015: Das sexlose Jahr der Sedativa, Erinnerungslücken und verlorener Freunde.